Rückenschmerzen


Tausende von Kindern und Jugendlichen in Deutschland leiden unter Rückenschmerzen. Der Weg zur Diagnose ist oft lang. Eine solche Odysee erlebt auch Jonas aus Gerolzhofen

Gerolzhofen – Jonas“ sitzt am Schreibtisch und macht seine Hausaufgaben. Der 17-jährige Schüler fasst an seine Schulter und versucht sich selbst zu massieren. Langsam kann er sich nicht mehr konzentrieren. Der Schmerz in seinem Nacken wird immer stärker. Sein Kopf beginnt an seinen Schläfen zu drücken und die Buchstaben und Zahlen vor ihm verschwimmen. Noch vor einem Jahr war das der Alltag von Jonas.

So wie Jonas, der in Gerolzhofenlebt, geht es nach Angaben des Berufsverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) rund 20.000 weiteren Kindern und Jugendlichen ın Deutschland. Die Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (KiGGs) stellte 2018 fest, dass Rückenschmerzen neben Kopf- und Bauchschmerzen zu den häufigsten Beschwerden der Kinder zählen. Die Altersgruppe der 11- bis 17-Jährigen sei besonders anfällig für Rückenschmerzen. 28,2 Prozent sind regelmäßig von Rückenschmerzen betroffen. Gründe für die Schmerzen sind vor allem Wachstum, langes Sitzen und Bewegungsmangel.

Erste Schmerzen im Alter von 15 Jahren

Mit 15 Jahren litt Jonas zunehmend unter Verspannungen im Schulternackenbereich. Die Folge waren Arztbesuche und Termine beim Physiotherapeuten. „Das Einzige, was mir aber langfristig etwas gebracht hat, ist Osteopathie“, sagt er. Das ist eine Behandlungsmethode, bei der die Faszien mit den Händen gelockert werden.

Durch Zufall ist er damals auf die Praxis des Osteopathen Oskar Kuhmann in Volkach gestoßen. Kuhmann ist gelernter Masseur und Physiotherapeut und diplomierter Osteopath. Auch er bemerkt einen Anstieg von jungen Patienten mit Rückenproblemen: „So viele Kinder und Jugendliche wie aktuell hatte ich noch nie zuvor in meiner Praxis.“

Besonders seit der Corona-Pandemie sind die Zahlen der jugendlichen Patienten bei Kuhmann angestiegen. Aktuell gibt es laut BVOU keine eindeutigen Studien, die eine Zunahme der Rückenschmerzen im Kindesalter durch Corona belegen. Allerdings bestätigt der BVOU, dass Homeschooling und die geschlossenen Sportvereine Faktoren für Rückenbeschwerden sein können. Die Kinder waren durch den Lockdown gezwungen, länger vor ihren PCs zu sitzen. Schul- und Vereinssport fielen weg.

Immer weniger Sport, dafür mehr Zeit am Bildschirm. Die „MoMo-Studie“, eine Studie zur körperlichen Gesundheit und Fitness der Kinder, hat festgestellt, dass der organisierte Sport in Vereinen, Fitnessstudios, Schulen und Einrichtungen abgenommen und die tägliche Bildschirmzeit der Kinder stark gestiegen ist. Alles Faktoren also, die einen jungen Rücken schädigen können.

Die ersten Rückenschmerzen sind bei Jonas während der Pandemie aufgetreten. Er ist im Lockdown stark gewachsen. Das diagnostizierten die Ärzte als Ursache für seine Schmerzen. „Bei mir haben die Ärzte aber auch vermutet, dass Corona und Homeschooling die Schmerzen durch das Sitzen verstärkt haben“, sagt er.

Gaby Baron ist Kinderorthopädin der orthopädischen Klinik des König-Ludwig Haus in Würzburg. Sie erkennt einen Zusammenhang der Rückenschmerzen im Kindesalter nach Corona durch Angst vor Arztbesuchen während der Pandemie. „Viele Eltern und Kinder sind zu Lockdown-Zeiten nicht zu Ärzten oder Kliniken gegangen, aus Angst, sich mit dem Virus zu infizieren.“ Wenn die Kinder allerdings nicht in die Praxen kommen, dann könne man Krankheiten nicht diagnostizieren. Kinder mit Rückenschmerzen haben damals also erst nach dem Lockdown einen Arzt aufgesucht. Das erkläre eine Verstärkung der Symptome. Baron erläutert, dass ein zusätzliches Problem die geschlossenen Praxen von Physiotherapeuten war.

Osteopath Kuhmann sieht ein zusätzliches Problem in dem Übergewicht und der Ernährung vieler seiner Patienten. „Chips, Flips und Cola, das alles sind Angewohnheiten, die den Rücken schädigen“, erklärt er. Die Kinderorthopädin Baron stellt ebenfalls einen Anstieg an übergewichtigen Kindern fest. Sie ernähren sich oft ungesund und treiben weniger Sport. „Fett setzt Enzyme frei, die die Gelenke schädigen. So entstehen Schmerzen“, erklärt die Ärztin. Eine ausgewogene Ernährung mit frischen Zutaten sei daher für einen gesunden Kinderrücken besonders wichtig. Und Bewegung sei das A und O für die Rückengesundheit. Sie empfiehlt besonders Sportarten wie Klettern, Schwimmen und Yoga, die Koordination, Fitness und Stabilisation des Rückens gleichermaßen fördern.

Sport gehört auch zum festen Bestandteil von Jonas’ Alltag. Er spielt Fußball und besucht ein Fitnessstudio. Der Sport tut seinem Rücken besonders gut. „Nach dem Sport merke ich immer, dass sich alles viel freier anfühlt“, stellt der 17-Jährige fest. Zusätzlich dehnt er seinen Rücken täglich, weshalb seine Schmerzen mittlerweile deutlich abgenommen haben. Die regelmäßigen Osteopathie-Termine bei Kuhmann helfen ihm zusätzlich, die Rückenschmerzen zu verringern.

Davor hat Jonas eine Odyssee durchlebt. Seine Mutter machte sich große Sorgen um ihn und seinen Rücken. Sie suchten gemeinsam verschiedene Fachärzte auf, darunter Kinderärzte und Orthopäden. Viele davon konnten Jonas nicht weiterhelfen. „Manchen Ärzten merkt man an, dass sie Rückenprobleme bei Kindern nicht ernst nehmen. Sie verschreiben einfach Medikamente“, sagt Jonas.

Rückenprobleme nicht ernst genug genommen? Auch die Kinderorthopädin Baron bestätigt, dass einige Ärzte Rückenprobleme oftmals nicht ernst genug nehmen. Es sei aber eine Diagnostik und eine Untersuchung im MRT unbedingt notwendig. „Im schlimmsten Fall können sogar ernsthafte Erkrankungen wie Tumore oder die Glasknochenkrankheit hinter den Rückenschmerzen stecken.“ Das sei zwar eher selten, gerade deshalb sei eine Diagnose unbedingt erforderlich. „Medikamente sind zum Start legitim, aber auf Dauer keine Lösung“, bestätigt Baron.

Finanziert werden medizinisch notwendige Rückenbehandlungen bei Physiotherapeuten und Vertragsärzten von den Krankenkassen. Die Osteopathie gilt als neue Behandlungsmethode und wird von manchen Krankenkassen bezuschusst. Jonas bekommt die Behandlung von seiner Krankenkasse nicht finanziert. Er wird dennoch bei seiner Therapie bleiben, weil sie ihm etwas bringt. Mittlerweile geht es ihm und seinem Rücken besser und seine Schmerzen werden durch regelmä ßige Dehnübungen immer seltener.

Quelle: Main-Post (22.08.2023), Autorin Lea Sauer

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